Julia - Heute Abend - oder nie! by julia - Abby Green

Autor:julia - Abby Green [Green, julia - Abby]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-02-07T23:00:00+00:00

6. KAPITEL

Sidonie konnte den Eindruck nicht loswerden, dass sie etwas Falsches gesagt hatte. Alexio hatte ja fast … angewidert ausgesehen. Warum war sie auch so dumm gewesen und hatte herausposaunt, dass sie glitzernde Dinge liebte? Eine Eigenschaft, die sie von ihrer Mutter geerbt haben musste. Nur hatte das nichts mit der Schwäche ihrer Mutter für Juwelen zu tun. Als Sidonie die Schatztruhe ihrer Kindheit wiedergefunden hatte, waren Centmünzen, Knöpfe und Folien zum Vorschein gekommen.

Sidonie verdrängte die innere Unruhe und folgte Alexio zu der geheimnisvollen Tür, vor der ein Bär von einem Mann in einem schwarzen Anzug und mit einem Headset stand. Mit einer angedeuteten Verbeugung ließ er sie ein.

Vor ihnen lag der nächste Eingang. Der lange weiße Vorhang bauschte sich, eine fantastisch aussehende Frau in einem knappen schwarzen Kleid trat dahinter hervor.

Sidonie wäre fast gestolpert, Alexio stützte sie und schaute sie besorgt an. „Alles in Ordnung?“

Sie nickte stumm, überwältigt von der griechischen Schönheit – die Alexio jetzt äußerst herzlich begrüßte. Und etwas in ihr regte sich, etwas Heißes, Beißendes: Eifersucht.

Mit einem kurzen Blick hatte die Frau Sidonie als unwichtig abgetan und sich ganz auf Alexio konzentriert. Ihre blutroten Lippen verzogen sich zu einem Schmollmund, als sie in Griechisch auf ihn einredete – einer Sprache, die Sidonie natürlich nicht verstand.

Alexio jedoch antwortete in Englisch. „Ich hatte viel zu tun. Darf ich dir Sidonie vorstellen? Sidonie, das ist Elettra.“

Mehr als ein schmales Lächeln hatte die andere Frau für Sidonie nicht übrig, genau wie die Stewardess. Doch anstatt zu triumphieren, dass sie den Mann hatte, den alle anderen wollten, fühlte Sidonie sich unsicher. Wünschte Alexio sich jetzt, er könnte mit dieser Schönheit zusammen sein statt mit der ungeschliffenen Sidonie?

Doch für Zweifel blieb kein Raum, als sie den Club betraten. Strahlend schöne Menschen bewegten sich zu hipper Musik auf der mit Neonlichtern beleuchteten Tanzfläche. Kerzen standen auf den kleinen Tischen, an denen die Gäste zusammensaßen, und unterhalb gab es noch eine zweite Etage, auf der sich die Leute tummelten.

Mit schwingendem Gang führte Elettra die beiden zu einer Nische und zog sich mit der aufgegebenen Bestellung – unwillig – zurück. Es musste wohl einer der besten Plätze sein, denn von hier aus konnte Sidonie die gesamte Szenerie überblicken – was allerdings zur Folge hatte, dass sie sich wie ein Fisch auf dem Trockenen vorkam. Und sie hatte den schrecklichen Verdacht, dass es ihr anzusehen war.

„Nun? Was hältst du davon?“

Überwältigt setzte Sidonie sich in die Polster zurück. „Es ist großartig. Ich bin an bescheidene Studentenkneipen gewöhnt.“

Die Kellnerin kam mit Champagner, Pita-Brot und Tsatsiki zurück, und Alexio tunkte ein Stück Brot in den Dip und reichte es Sidonie.

„Aber ich könnte mich schnell umgewöhnen“, meinte sie lachend.

Sein forschender Blick entging ihr, weil sie sich eine Olive aus dem Schälchen angelte. Als sie dann wieder zu ihm sah, lehnte er in dem Sitz zurück und beobachtete sie – mit diesem Blick, bei dem ihr sofort heißer wurde.

„Ich möchte mit dir tanzen.“

Sidonie schluckte den Bissen hinunter. Allein der Gedanke, mit dem Mann zu tanzen, verwandelte ihren Hunger auf Essen in etwas ganz anderes.

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